Talentstiftung Henning Tögel

Dennis Borger, Student der Popakademie Baden-Württemberg, berichtet aus Chicago

Die Talentstiftung Henning Tögel hat im Januar 2019 zum ersten Mal sogenannte „Kultur-Packages“ vergeben. Mit einem Förderbetrag von jeweils 1.255.- € konnten vier Studierende im Studiengang Popular Musik an der Popakademie Baden-Württemberg ihren Auslandsaufenthalt bei der Songwriting Week an der Partnerhochschule in Chicago verlängern und die kulturellen Erfahrungen vertiefen.

Dennis Borger berichtet:

Zwischen dem 03.01.2019 und dem 20.01.2019 waren wir als Student*innen der Popakademie Baden Württemberg in Chicago um an der vom Columbia College Chicago ausgerichteten Music Immersions: Songwriters Week 2019 teilzunehmen. Gefördert wurde diese Reise von der Talentstiftung Henning Tögel durch ein Kulturstipendium. Der Grund des Stipendiums war es den Aufenthalt in Chicago um eine anschliessende Kulturwoche zu verlängern mit dem Ziel, die Stadt Chicago, ihre Geschichte und Kultur, insbesondere im Bezug auf die musikalische Geschichte und Traditionen kennenzulernen.

Die erste Station unserer Reise waren die bekannten Sightseeing Objekte der Stadt die sich hauptsächlich im Stadtkern, Downtown, befinden. Zu diesen gehören unter anderem die Skyline der Stadt mit nennenswerten Gebäuden wie dem Willis Tower, Trump Tower und das Hancock Building.

Weiterhin haben sich im laufe der Zeit diverse Künstler im Stadtbild verewigt. Das Bekannteste dieser öffentlichen Kunstwerke ist wohl die als „Bohne“ bekannte Aluminium Installation Cloud Gate des Künstlers Anish Kapoor. Dieses befindet sich im sogenannten Millenium Park, ein weitläufiger urbaner Park in Downtown der verschiedene Kunstwerke, Spielplätze, Grünflächen, etc. beinhaltet. Direkt nebenan und ebenfalls teil des Millenium Parks befindet sich der vom bekannten Architekten Frank Gehry entworfene Jay Pritzker Pavilion. Eine Konzertmuschel mit auffälliger Bühnen- und Gerüstkonstruktion.

Weiterhin bietet die Stadt drei öffentliche Stahlskulpturen. Zwei davon stammen vom Künstler Alexander Calder und eine vom Künstler Pablo Picasso. Dieses Kunstwerk ist unbetitelt und wird einfach als „The Picasso“ bezeichnet.
Da die Stadt direkt am Ufer des Lake Michigan liegt, ein beeindruckend großer See und Teil der fünf großen Seen, besuchten wir auch diesen.

Das nächste Ziel war ein Basketballspiel der Chicago Bulls im unglaublich großen United Center. Sportarten wie Basketball haben eine lange Tradition in den USA und jede größere Stadt stellt ein Team für die Profiliga. Diese Sportarten sind ein wichtiges soziales Bindeglied innerhalb der Gesellschaft. Es war interessant zu beobachten, dass das Publikum aus allen Teilen der Bevölkerung bestand und die Veranstaltung neben einem Sportevent auch ein gesellschaftliches Happening mit großem Unterhaltungsfaktor war.

In den folgenden Tagen fand die Immersions: Songwriters Week 2019 des Columbia College statt. Durch die Auswahl der gestellten Aufgaben und ausgewählten Briefings aus den Bereichen Pop, Gamesoundtrack und Filmsoundtrack war das Camp sehr vielfältig und spannend. Vor allem in den Bereichen Film und Game musste ich mich aus meiner Comfort-Zone heraus bewegen und neue Dinge ausprobieren. Ebenfalls interessant war es mit den Student*innen des Columbia College zu arbeiten, die teilweise einen musikalischen Hintergrund haben, der so in Deutschland nur selten zu finden ist. Die Musiker in den USA sind oft beeinflusst von Country, Blues oder Gospel und bringen diese Einflüsse auch in die Popmusik ein.

Zum Abschluss der Songwriters Week konnten wir die entstandenen Songs im Studio Rax Trax aufnehmen und vollenden.

An einem Abend dieser Woche waren wir im bekannten Buddy Guy ́s Legends Blues Club.
Buddy Guy selbst, einer der großen alten Blues Gitarristen, inzwischen 82 Jahre alt, betreibt den Club und tritt regelmäßig selbst auf. hier konnten wir einen Einblick in die Blues Szene von Chicago bekommen. Viele der anwesenden Gäste kannten sich gegenseitig und waren wohl auch selbst Protagonisten der Szene.

Nach Ende der Songwriters Week hatten wir weitere sieben Tage Zeit um die Kultur der Stadt zu entdecken.  Ich besuchte verschiedene Museen und Konzerte.Zuerst besuchte ich das Chicago Art Institute. Großes Kunstmuseum mitten in der Stadt, das verschieden Teilbereiche der Kunst abdeckt. Ein großer Fokus lag auf europäischer Kunst. Zu sehen waren Werke von Künstlern wie Monet, Van Gogh, Matisse, etc.!Weiterhin gab es viel Zeitgenössische Kunst und Ausstellungen zu asiatischer Kunst so wie Kunst aus dem Mittelalter.

Das nächste Museum war das Chicago Design Museum, ein kleines Museum, welches sich mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen mit dem Einfluss von Design auf die Entwicklung der Stadt beschäftigt. Zum Zeitpunk meines Besuchs handelte die Ausstellung von der Fahrrad Kultur in Chicago und wie Design Elemente diese und die sie umgebenden sozialen und gesellschaftlichen Strukturen prägten und beeinflussten.

Im folgenden besuchte ich das Amercian Writers Museum. Ein Museum, welches sich anhand von 100 amerikanischen Literaten mit der amerikanischen Geschichte und der parallel laufenden Entwicklung der amerikanischen Literatur beschäftigt. Es war spannend, noch einmal zusammen gefasst die amerikanische Geschichte zu erfahren und den historischen Kontext für viele große literarische Werke kennen zu lernen. Zusätzlich gab es eine Sonderausstellung die sich mit Bob Dylan, seiner Geschichte, seinen Werken und vor allem seinem Nobelpreis für Literatur aus dem Jahr 2016 befasste. Ein großer Fokus lag auf der Frage inwiefern Musik bzw. Songwriting auch Literatur sei und darauf wie Dylan diese Frage in seiner Nobelpreisrede beantwortete. Weiterhin hatte das Museum einen interaktiven Teil, indem es um das Handwerk des Schreibens ging.

Als letztes Museum besuchte ich das Chicago History Museum, welches sich in verschiedenen Ausstellungen mit der Geschichte Chicagos befasste. Vor allem interessant war eine Ausstellung über den Blues in Chicago. Hier wurden verschiedene Protagonisten der frühen Chicago Blues Szene vorgestellt und in einen historischen Kontext gesetzt.!Weiterhin gab es Ausstellungen über die Entwicklung der Stadt, Design in Chicago und Martin Luther King.
In dieser Woche besuchte ich auch einige Konzerte. Das erste war das Konzert einer lokalen Swing/Jazz Combo die traditionellen Swing spielten. Ich war überrascht wie gut das Konzert besucht war und vor allem wie viele junge Menschen anwesend waren. Dies zeigt, wie sehr die traditionelle Musikstile in der Kultur verankert sind. Anschliessen war ich bei zwei Konzerten bei denen jeweils mehrere lokale junge Rockbands spielten. Auch hier war es interessant wie gut besucht die Konzerte waren obwohl die Bands eher unbekannt waren. Es scheint eine hohe Unterstützung der lokalen Musikszenen zu geben.

Weiter besuchten wir auch das iO Theater, ein Theater für Improvisation das unter anderem Künstler wie Bill Murray mit geprägt hat. Chicago hat eine große Szene für Improvisations Theater. Am Abend spielten mehrere Gruppen von Performern die für ihre Vorstellungen jeweils Schlagwörter oder Geschichten aus dem Publikum aufgriffen.!

Der Aufenthalt in Chicago war eine gute, prägende Erfahrung mit vielen neuen Eindrücken. Ich habe das Gefühl einen Einblick in die Stadt, ihre Geschichte, das Leben der Menschen dort und vor allem in die Musik und die Prägung und Arbeitsweise der Musiker dort bekommen zu haben. Abschliessend möchte ich mich bei der Popakademie Baden-Württemberg, dem Columbia College Chicago bedanken, die die Reise und die Songwriters Week organisiert haben. Ein besonderer Dank geht an die Talentstiftung Henning Tögel ohne die die anschliessende Kulturwoche und die vielen Eindrücke und Erfahrungen nicht möglich gewesen wären.