Talentstiftung Henning Tögel

Fortsetzung Bericht aus Südkorea Teil 3

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem dritten Beitrag möchte ich Sie gerne an meinen Eindrücken der koreanischen Kultur teilhaben lassen.

Durch viele gemeinsame Abendessen und Gespräche mit unseren Buddys konnten wir schnell viele Unterschiede feststellen. Diese Gespräche waren immer höchst interessant.
 

Mittlerweile habe ich hier eine Gruppe an Freunden gefunden aus verschiedensten Ländern wie Finnland, Frankreich, Schweiz, Niederlande, Italien oder Hong Kong. Wir sind meist als große Truppe mit unseren Buddys unterwegs und bei gemeinsamen Abendessen fanden oft interessante Diskussionen über verschiedene Bräuche, Angewohnheiten und Kulturen zwischen unseren Heimatländern statt. Genau dieser interkulturelle Austausch, bei dem man täglich neue Dinge über die Welt lernt hat mich motiviert ein zweites Auslandssemester zu absolvieren. Nach meinem ersten Auslandsemester konnte ich neue Freunde in Dänemark, Tschechien und den USA finden und nun hoffe ich, dass ich auch nach meiner Zeit in Südkorea nun viele neue Freunde in weiteren Teilen der Welt gefunden habe, die ich nach dem Semester besuchen kann und wiederum neue Länder entdecken kann.

Ein sehr großer Unterschied zwischen Freundesgruppen in Korea und Deutschland ist das Alter. Koreaner sind meistens hauptsächlich mit Leuten befreundet, die im gleichen Alter sind. Aufgrund der vielen verschiedenen Höflichkeitsformen, die es für jedes Alter gibt, wird sich unterhalten kompliziert bei vielen verschiedenen Altern. Aus Sichtweise der Koreaner ist es am einfachsten, mit gleichartigen befreundet zu sein. Hier sollte am Rande erwähnt werden, dass auch das Alter in Korea anders gezählt wird als bei uns in Deutschland. Dort beginnt das Zählen am Tag der Geburt bereits mit 1 Jahr. Wenn ein Kind vor dem koreanischen Neujahr, genannt Seollal, welches nach dem chinesischen Mondkalender immer auf den Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 20. Februar fällt, auf die Welt kommt, wird es an diesem Tag sogar noch ein Jahr älter. Da ich selbst im Juni geboren bin wäre somit mein koreanisches Alter bereits heute 25 Jahre. Wäre mein Geburtstag in den Januar vor Seollal gefallen, wäre ich sogar schon 26 Jahre nach koranischer Zählweise.

Besonders über den Leistungsdruck der Eltern hat sich mein Buddy in Gesprächen beklagt. Es ist bekannt, dass koreanische Eltern sehr viel von ihren Kindern verlangen und sehr große Erwartungen an diese haben. Diesen Druck zu sehen, hat mich berührt. Wöchentlich kommt die Nachfrage nach den Leistungen und es wird Druck ausgeübt neben dem Studium weitere Erfahrungen zu sammeln. Vielen Eltern ist es auch sehr wichtig, dass ihre Kinder internationale Freunde haben. Dies ist ein Grund weswegen viele Studenten Buddys sind, um ihren Eltern gerecht zu werden. Dies finde ich etwas traurig und hoffe, dass unsere Buddys nicht nur aus Druck mit uns Zeit verbringen, sondern auch Spaß und Interesse daran haben. Bei meinem Buddy bin ich mir sicher, dass er sehr interessiert an der deutschen Kultur ist. Aufgrund des hohen Drucks der Eltern habe ich vermehrt bereits gehört, dass koreanische Studenten manchmal ungern Zeit mit ihren Eltern verbringen, da sie sich immer einem breiten Katalog an Fragen stellen müssen, und froh sind im Wohnheim auf dem Campus zu wohnen, wo sie etwas Abstand von Zuhause erhalten. Bereits zu Beginn des Semesters sind die Bibliotheken hier voll von lernenden Studenten. In Deutschland beginnt der Kampf um die Plätze erst in der Klausurenphase. Während der Prüfungszeit in Korea haben die Bibliotheken 24 Stunden offen, was viele Studenten auch nutzen. Mein Buddy meinte einmal, er würde während der Klausurenphase nur 2 Stunden am Tag schlafen, oder manchmal sogar gar nicht.

 

Beim Bezahlen sollte man das Geld immer mit zwei Händen dem Kassierer übergeben, denn dieser wird das Wechselgeld höchstwahrscheinlich auch wieder mit zwei Händen zurückgeben. Dies ist ein Zeichen der Höflichkeit hier in Korea. Besondern große Unterschiede können zwischen koreanischen und deutschen Restaurants entdeckt werden. In den meisten Restaurants werden die Gerichte immer für den ganzen Tisch bestellt und alle teilen sich alles. Außerdem gibt es meistens eine große Auswahl an Beilagen, die es umsonst dazu gibt, wie zum Beispiel Kimchi oder eingelegten Rettich. Auch Wasser gibt es immer umsonst. Zum Essen trinken Koreaner sehr gerne Reiswein, Makgeolli genannt, welcher in einer großen Schüssel serviert wird und dann aus kleinen Schüsseln getrunken wird. Besonders bekannt ist die koreanische Küche natürlich für das BBQ, bei welchem meist Schweinebauch direkt auf dem Tisch gegrillt wird, sowie Pfannkuchen und das Reisgericht Bibimbap, welches in einem heißen Topf serviert wird. In deutschen Restaurants ist es üblich, dass man nach dem Essen noch sitzen bleibt und sich unterhält. Nicht so in Korea. Dort verlässt man sofort nach dem Essen das Restaurant. Dies war uns anfänglich nicht bewusst und wir wurden oft erstaunt von den Bedienungen angeschaut. Nach dem Restaurantbesuch treffen sich die Koreaner meistens noch in einem Café. Dort werden dann die Gespräche weitergeführt. Cafés gibt es hier tatsächlich wie Sand am Meer. Das mag sich nun etwas übertrieben anhören, allerdings befinden sich wirklich an jeder Ecke, aneinander gereiht Cafés hier, weit mehr als Restaurants.

Sehr beliebt bei Koreanern sind Brettspielcafés. Auch diese neue Erfahrung haben wir internationalen Studenten sonntags gerne ausprobiert und eine Runde Mensch ärgere dich nicht oder Jenga gespielt. Bowling oder Karaoke sind auch eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, welcher wir auch gerne nachgegangen sind. Natürlich haben wir so auch ein paar K-Pop Lieder kennen und singen gelernt.

Dies waren ein paar Auszüge aus meinen Erfahrungen mit der koreanischen Kultur bislang. Ich könnte noch viele weitere Seiten über meine Erfahrungen und Entdeckungen schreiben, da ich persönlich sehr an verschiedenen Kulturen, den kulturellen Unterschieden und Geschichten interessiert bin.

 
Mona Hanselmann