Talentstiftung Henning Tögel

Fortsetzung Bericht aus Südkorea Teil 4

Liebe Leserinnen und Leser,

da der Workload hier natürlich etwas geringer ist als in Deutschland, da ich weniger Kurse belege, hatte ich während des Semesters ein wenig Zeit das Land Korea weiter zu erkunden. Davon möchte ich Ihnen nun berichten.

Als erstes führte mich meine Reise in die alte Hauptstadt Koreas, Gyeongju. Sie war unter dem Königreich der Silla die alte Hauptstadt bis zum 9. Jahrhundert. In Gyeongju befindet sich noch heute eine große Zahl an historischen Städten. Zahlreiche Königsgräber in Form von Hügelgräbern kann man dort besichtigen.

Ich fand diesen Ausflug sehr spannend, denn man wurde aus dem Großstadttrubel Busan mit den vielen Neonschildern in eine verschlafene, traditionelle Stadt entführt, die sehr an das alte Korea erinnerte.

Dort machte ich mich auch auf den Weg in ein sogenanntes Folk Village. Dort wohnen die Menschen noch in traditionellen koreanischen Häusern mit Strohdächern.
 

Auch Seoul stand ein weiteres Mal auf meiner Reiseliste. Dieses Mal mit einem sehr spannenden Ziel. Ich wollte gerne mehr über Nordkorea herausfinden. Von Südkorea aus, ist ein Besuch Nordkoreas nur in Form einer geführten Tour möglich. Dabei gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man die DMZ (Demilitarized Zone) besuchen. Diese teilt das Land in Nord- und Südkorea und verläuft quer über die Halbinsel. Bei einer DMZ-Tour hat man die Möglichkeit an Aussichtsplattformen ein Propagandadorf auf nordkoreanischer Seite zu betrachten, den Dritten Angriffstunnel, sowie die Bridge of Freedom, die früher genutzt wurde um Soldaten zurück nach Südkorea zu bringen, zu besuchen. Darüber hinaus wird der Bahnhof Dorasan in der Tour vorgestellt, welcher Nord- und Südkorea verbindet, allerdings nicht mehr in Betrieb ist. Bei einer solchen Tour hat man allerdings keine Chance näher an die wirkliche Grenzlinie zu kommen.

Innerhalb der DMZ befindet sich die JSA (Joint Security Area). Diese ist der einzige Ort der DMZ, an dem sich die nord- und südkoreanischen Streitkräfte gegenüberstehen. Dort fanden im sogenannten Camp Bonifas, in den berühmten blauen Häusern, in den 1950er Jahren die Verhandlungen zum Waffenstillstand statt. Verwaltet wird die JSA von der United Nations Command Military Armistice Commission unter Führung der USA. Seit September 2018 war die JSA allerdings für den Tourismus nicht mehr zugänglich. Denn dort fanden wiederholt Treffen zwischen Kim Jong Un und Moon Jae-In statt, zur Annährung der beiden Länder und Abrüstung an der JSA.

Im Mai hatte ich dann das große Glück als allererste Touristen-Gruppe seit September 2018 wieder die JSA besuchen zu können. Geführt von amerikanischen und südkoreanischen Soldaten durften wir an den Grenzübergang zu den blauen Häuschen des Camp Bonifas. Mittlerweile wurden alle Soldaten dort abgezogen und nur mit Glück sieht man auch auf nordkoreanische Seite Soldaten. Wir sollten dieses Glück haben. Denn auch auf nordkoreanischer Seite fand zeitgleich eine Tour statt.

Wir standen also an der Grenzlinie zwischen Nord- und Südkorea und starrten uns gegenseitig an. Eine gewisse Spannung war deutlich zu spüren. Als die Touristen auf nordkoreanischer Seite anfingen zu winken, wurde wir deutlich darauf hingewiesen nun keine hektischen Bewegungen zu machen und auf keinen Fall zurück zu winken.

 

Die Unberechenbarkeit und Anspannung waren deutlich zu spüren. Das absolute Highlight war dann zum Schluss der Zutritt zu den blauen Verhandlungshäusern, denn dort besteht die einzige Möglichkeit über die Grenze zu laufen. Wir standen also hinter den Verhandlungstischen auf der nordkoreanischen Seite und schauten aus dem Fenster auf die Grenze und Südkorea. Dies war für mich ein Highlight meines Auslandssemesters, denn die gemischten Gefühle und die Anspannung selbst zu erleben waren sehr interessant. Unser Tour Guide war selbst sehr aus dem Häuschen, denn amerikanischen Soldaten hatten uns sehr viele Freiheiten gegeben während der 15-minütigen Tour, was ein deutliches Zeichen der Entmilitarisierung darstellt. Alle Gespräche innerhalb der Verhandlungshäuser werden 24h am Tag angehört und während wir uns dort befanden, machten die südkoreanischen Soldaten Fotos der Touristen auf der gegenüberliegenden Seite. Dies allerdings ist ein Zeichen, dass den beiden Ländern noch ein langer Weg bevorsteht und noch sehr viel Misstrauen in der Luft liegt.

 

Ende Mai flog ich mit Kommilitonen aus Busan und Stuttgart auf die Lieblingsinsel der Koreaner, Jeju Island. Dort verbringen diese gerne ihre Flitterwochen. Die Vulkaninsel beeindruckt mit wunderschönen Stränden mit schwarzem Sand, Wasserfällen, Lavahöhlen und aus Lava geformten Klippen.

Auf Jeju befindet sich auch der höchste Berg Koreas. Natürlich machten wir uns auf, diesen zu erklimmen. Nach nur 3,5 Stunden (von geplanten 5 Stunden) erreichten wir die Spitze mit den Krater See und dem wunderschönen Blick über die Insel.

Neben beeindruckender Natur gibt es auf Jeju auch viele kuriose Freizeitparks, wie beispielsweise ein Hello Kitty Land oder ein Brick Land, das dem Legoland nachgeahmt ist.

 

Am 12. Mai wurde hier der Geburtstag Buddhas gefeiert. Dafür wurden alle Tempel landesweit mit tausenden, bunten Laternen geschmückt. Abends wurden diese dann erleuchtet, was wunderschön aussah. Die Laternen leuchteten für ein paar Wochen, wodurch ich die Chance hatte, diese an verschiedensten Tempeln zu begutachten. Die Schönheit der erleuchteten Tempel können Sie den Fotos entnehmen.

 
 
 

Ende Juni stand für mich ein weiteres Highlight an, ein Tempelstay. Dabei verbrauchten wir 2 Tage und 1 Nacht im Beomeosa Tempel in den Bergen Busans. Wir lernten die Regeln des Tempels, hatten die Chance uns mit einem Mönch zu unterhalten und mehr über das Leben im Tempel herauszufinden. Bei einer traditionellen Mahlzeit, die immer vegetarisch ist, lernten wir mehr über Buddhismus und vor dem Schlafen gehen nahmen wir an einer Trommelzeremonie teil und lernten die richtigen Verbeugungen, die Buddhisten meistens 108-mal am Stück wiederholen, beispielsweise um einen Wunsch zu äußern. Um 21 Uhr herrscht dann Nachtruhe im Tempel. Am zweiten Tag klingelte der Wecker bereits um 5 Uhr morgens zur Meditation. Nach dem Frühstück wanderten wir zusammen mit dem Mönch zu einem Tempel weiter oben am Berg und verabschiedeten uns bei einer Tasse Tee. Für mich war dies eine sehr spannende Erfahrung. Besonders die Offenheit des Mönchs zu all unseren Fragen hat mich positiv überrascht.

Meine Zeit in Busan und Korea ist damit schon wieder vorbei. Ich hatte eine großartige Zeit hier und habe viel erleben dürfen. Die koreanischen Studenten waren sehr aufgeschlossen uns gegenüber, dafür bin ich sehr dankbar.

Für mich geht es nun zwei Monate nach Südostasien. Dort werde ich durch Malaysia und Indonesien reisen.

 
 

Ich freue mich schon sehr auf die vielen neuen Eindrücke. Für mich ist dies allerdings noch nicht das Ende meines Auslandsabenteuers. Ab September verschlägt es mich für 6 Monate nach Kawasaki, Japan. Dort werde ich bei Mitsubishi Fuso Truck and Bus ein Praktikum im Bereich Business Model Development Connectivity absolvieren. Ich freue mich schon sehr auf diese neue Herausforderung, die meinen Schwerpunkt in Hohenheim mit praktischen Erfahrungen gut ergänzt.

 

Mona Hanselmann